Im Rahmen der Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs und bei der Beratung von LRS-Schülern in der Grundschule treffen wir in den letzten Jahren zunehmend mehr auf Kinder mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS). Eltern, Erzieher und Lehrer beschreiben das Verhalten der Kinder u.a. als unaufmerksam, geräuschempfindlich, sehr laut, leicht ermüdbar, unkonzentriert in der Kommunikation und beim Schreiben in der Schule sowie als sehr therapieresistent bei der logopädischen Behandlung. Bei der genaueren diagnostischen Überprüfung und einer umfangreicheren Analyse des bisherigen Entwicklungsverlaufs des Kindes ergeben sich dann oft deutliche Hinweise auf Störungen der auditiven Verarbeitung und Wahrnehmung von auditiven sprachlichen Reizen bei intaktem peripheren Hören.
Da Kinder mit AVWS unter erschwerten Bedingungen das Lesen und Schreiben erlernen, muss dies im Unterricht berücksichtigt werden. Deshalb schafft der Unterricht an der IWS für die betroffenen Kinder zum einen gute Lernvoraussetzungen, um erfolgreich den Schriftspracherwerb zu bewältigen. Er enthält Elemente, die für sie das Lernen erleichtern sollen, wie z.B. die besondere Förderung der phonologischen Bewusstheit, der Einsatz von Handzeichen, das Lesen lernen mit allen Sinnen sowie auf das individuelle Störungsbild zugeschnittenen Lese-Schreibansätze.
Zum anderen spielt für Kinder mit AVWS die Gestaltung des Unterrichts eine wesentliche Rolle. Die Verbesserung der akustischen Bedingungen im Klassenraum (z.B. Teppichboden), die Sitzordnung (zum Lehrer gewandt), die Sprache des Lehrers (langsame und deutliche Artikulation oder Signalwörter), die Präsentation des Lernstoffes (z.B. visuelle Hilfen) oder der ritualisierte Schultag sind einige Merkmale, die wir im Unterricht berücksichtigen.